Hallo, ich bin es mal wieder. Habe lange nichts von mir hören lassen.
Ich bin mittlerweile 63 Jahre alt und immer noch auf dieser Welt. Trotz aller Höhen und Tiefen in meinem Leben. Ich habe vieles überwunden, von dem ich niemals dachte, dass ich es schaffen würde. Der Glaube an mich selbst, meine Positivität, reale Freunde u. die Liebe zu meinem Sohn haben mir über all dies hinweggeholfen.
Was, wenn mein Leben anders verlaufen wäre…dieser Gedanke beschleicht mich oft. Wäre ich dann noch dieselbe oder wo wäre ich jetzt, wenn nicht hier?
Gestern stand hier noch ein anderer Text. Leider habe ich ihn versehentlich gelöscht. Ich versuche den Text zu rekonstruieren.
Wenn ich abends im Bett liege, kommen immer wieder dieselben Gedanken in mir hoch. Gedanken aus der Vergangenheit. Eine Vergangenheit voller Schmerzen und Entbehrungen. Entbehrungen voller Liebe und Verständnis. Es wäre die Aufgabe der Eltern gewesen, dies zu vermitteln. Hat bei uns in der Familie leider nicht geklappt.
Meine Großmutter mütterlicherseits stand mir nahe, aber der Schwester meiner Mutter und ihren Kindern noch näher. Ich hatte immer das Gefühl, ich stehe alleine im Regen. Niemand liebt mich. Bei uns zu Hause gab es fast jeden Tag Streit, nonverbale Entgleisungen und Androhung von Schlägen. Und ich mitten drin. Es ist Jahrzehnte her und trotzdem sind es stets wiederkehrende Gedanken, die mich nicht loslassen. Die mich verfolgen.
War ich deshalb nicht im Stande meine Ehen zuführen?
Ich
bin dreimal verheiratet gewesen. Dreimal ist es schiefgelaufen. Ich habe mich eingeengt gefühlt; bekam keine Luft zum Atmen mehr, bis hin zu Panikattacken, unter denen ich
auch heute noch leide. Fühlte mich wie ein Tier im Käfig, eingeschlossen. Ich habe solange nach einer Lösung gesucht, bis ich den Mut hatte, zu entfliehen. Aus jeder
meiner Beziehung. Ich bin behutsam vorgegangen; wollte meine Partner nicht verletzen. Ich gab zwei ihnen das Versprechen, immer für sie dazu sein.
Ich war sicherlich keine sehr gute Ehefrau, aber dafür bin ich eine tolle Freundin. Ich habe einen hervorragenden Kontakt zum Vater (nicht Erzeuger) meines Sohnes. Wir telefonieren jeden Tag und tauschen uns aus; helfen uns gegenseitig, werden gemeinsam alt; nur nicht zusammen. Mit meinem dritten Ehemann lebe ich nach wie vor in einem Haushalt, als Freunde sind wir ein Team. Als Eheleute hatten wir versagt.
Und
ja, ich habe Bindungsangst, schäme mich aber nicht dafür. Bindungsangst entsteht im Kindesalter. Bindung ist etwas sehr vertrautes und vertrauen
konnte ich nicht wirklich. Wem denn auch? Ich habe mein Vertrauen früh verloren, Ich funktionierte wie ein Uhrwerk, mehr nicht. Ich habe mich oft ausnutzen lassen, weil
ich vertraut habe. Vertrauen sollte im Kindesalter gepflanzt.
Stets wiederkehrende Gedanken tragen mich zurück in die Vergangenheit, der ich nicht entfliehen kann; so wie es niemand von uns kann. Ich habe Bücher geschrieben, weil ich dachte, ich könnte die Vergangenheit so besser bearbeiten, hinter mir lassen. Leider verfolgt sie mich auf Schritt und Tritt und beeinflusst mein ganzes Leben hindert mich am spürbaren Leben.
Was heißt eigentlich Leben?
Es
ist viel mehr als unsere bloße Existenz. Leben bedeutet lebendig zu sein. Das Leben zu spüren. Am
Leben teilnehmen. Ich habe mir die Arme mit der Rasierklinge aufgeritzt, damit ich spüre, was Leben heißt. Heute zieren Tattoos meine Narben.
Seit
ein paar Jahren ritze ich nicht mehr. Ich stehe morgens auf und atme. Also lebe ich; ich bin noch am Leben. Aber das Leben lässt mich nicht teilhaben. Ich bin unglaublich
nervös; reiße mir wieder verstärkt die Haare raus. Eine Art Selbstverletzung. Das Wehtun lässt mich das Leben spüren.
Was ich mir wünsche?
Ich sehne mich nicht mehr nach der großen Liebe und nach Aufmerksamkeit, aber
- Zärtlichkeit
- ab und zu Sex
- nette Gespäche
- Spaß haben
das wünsche ich mir. Ob ich das jemals in meinem Alter noch bekommen werde? Ich weiß es nicht. Ich
sollte lernen, mir wieder Ziele zu setzen,aber das würde für mich bedeueten, Berge zu überwinden, voller Kraft und Ausdauer. Ob ich das noch kann, keine
Ahnung!
Das Leben ist eine Wundertüte. Ich lasse mich überraschen.