Ein wichitges Thema für mich ist, das Zurückziehen, wenn es mir nicht gut geht. Ich erinnere mich noch genau daran, wenn ich diesen Wunsch als Kind bzw. als Teenager hatte und ich mich ohne viel Aufsehens von der Familie davonschlich und die Tür meines Zimmers leise schloss. Ich legte mich auf´s Bett und ließe meinen Gedanken freien Lauf. Leider dauerte dieser Zustand des Alleinseins nie lange an. Ohne anzuklopfen stürmte meine Mutter rein und wollte stets wissen, was mit mir los sei. Ich antwortete meistens mit den Worten:"Nichts. Ich möchte nur etwas alleine sein." Sie schaute mich an, schüttelte mir dem Kopf und schloss die Türe hinter sich. Dann kam mein Vater und fragte ebenfalls: "Was ist los mit dir?" Meine Antwort:"Nichts. Ich möchte nur etwas für mich sein!" Es dauert nicht lange, dann kamen meine Geschwister angedackelt und ich beförderte sie unverzüglich wieder aus meinem Zimmer. Danach hatte ich meist die Schnauze voll und schloss die Tür ab. Das brachte erst Recht Ärger, weil "Tür-abschließen" ein No Go bei uns in der Familie war, was ich auch nachvollziehen konnte, aber nicht wenn ich meine Ruhe haben wollte.
Und dann kam das, was kommen musste; ich fing an zu rebellieren. Am Ende liefen mir die Tränen die Wangen hinunter und ich gab auf und ließ sie alle gewähren. Es brachte mich an den Rand der
Verzweiflung udn meine Fingernägel durften wieder einmal herhalten. Ratz Fatz waren sie gekürzt und die Haut bis auf´s Blut eingerissen. Es scmerzte höllisch, aber es störte mich keineswegs. Ich
ließ den Frust an mir ab, wie so oft auch später noch! Selbstverletzung war zu einer Sucht von mir geworden und meine Familie sah dabei zu. ich hatte oft das Gefühl, es bereitete ihnen sogar
Spaß, wenn ich am Heulen war. Meine jüngeren Geschwister hatten auf jeden Fall ihre Freude daran und lachten mich dabei aus, wenn sie meine rotverweinten Augen sahen. Ich wollte nur weg!
Diese Kindheitserinnerungen sind mir bis heute geblieben, doch eines schwor ich mir damals. Ich würde, falls ich einmal Kinder habe sollte, dieses Zurückziehen niemals in Frage stellen. Ich habe
meinem Sohn seine nötige Ruhe gelassen. Ich habe sehr viele negative Dinge versucht, in meiner Erziehung nicht zu wiederholen. Es ist mir wahrlich nicht immer gelungen und ich schämte mich dafür,
aber ich entschuldigte mich für mein Verhalten und versuchte es zu erklären.
Aus meinem Sohn ist mittlerweile ein erwachsener junger Mann geworden, auf den ich wahnsinnig stolz bin und ich kann zurecht sagen, meine Erziehung hat gefruchtet.
Nicht nur Kinder sollten wir das Recht auf ein Zurückziehen geben, auch jeder Erwachsene sollte von Zeit zu Zeit mit sich selbst in Klausur gehen dürfen. Es steckt oft nichts weiter dahinter als der Wunsch, allein sein zu können, ohne Anfeindungen befürchten zu müssen, sei es vom Partner oder wem auch immer:
Geben Sie Ihren Kindern den Raum, den sie für sich brauchen, aber achten Sie darauf, dass nichts Ernsteres dahinter steckt, wenn Ihr Kind sich zurückzieht. Versuchen Sie die Körpersprache Ihres Kindes zu erlernen. Hören Sie unbedingt zu, wenn Ihnen Ihr Kind etwas mitteilen möchte. Wenn Sie keine Zeit haben sollten, vereinbaren Sie die Zeit. Aber dann, müssen Sie für Ihr Kind unbedingt vorhanden sein.
Dies ist lediglich ein Rat aus meiner Erfahrung, den ich Ihnen gerne ans Herz legen möchte.